Getting Shit Done – oder: Wie man sein eigener Chef ist




Brot und Salz? Ach danke, das wäre doch nicht nötig gewesen. Dabei bin ich gar nicht umgezogen. Ich habe hier auf dem Blog einfach nur ein bisschen umdekodiert, hab die Schaltflächen gewischt, frische Banner hingestellt und schon sieht alles aus wie neu. Und das hat auch seinen Grund. In den letzten Monaten ist viel passiert. Ich habe meine Weiterbildung abgeschlossen, mich als freie Autorin selbstständig gemacht, habe geheiratet, bin durch Kalifornien geflittert und bin 30 geworden. Anders gesagt: Ich habe ein Potpourri an Themen angesammelt, die es schriftlich aufzubereiten gilt. Regelmäßig. Ab jetzt. 

Endlich Selbstständig


Ich bin jetzt also tatsächlich selbstständig. So ganz habe ich das noch nicht realisiert. Ich habe keinen Chef mehr, der mir auf die Finger schaut. Ich kann machen, was ich will. Das ist gut, oder? Andererseits habe ich jetzt keinen Chef mehr, der mir auf die Finger schaut. Und ich kann machen, was ich will. Wenn man am Ende des Tages irgendwas geschafft haben möchte, sollte man das „was ich will“ ein wenig genauer definieren. Ich will meine eigene Chefin sein. Neben all dem Spaß, den wir zusammen haben, muss sie aber auch kritisieren, harte Deadlines setzen und auch die doofen Aufgaben verteilen.  
Nachdem ich schon einige Monate mehr oder weniger auf mich selbst gestellt bin, was die Arbeit angeht, hier und da eine Weiterbildung und ein Coaching absolviert habe, aber den Rest der Zeit frei einteilen konnte, habe ich gemerkt, dass ich nicht ganz so gut darin bin, mich selbst zu organisieren. Nein, das stimmt eigentlich nicht. Das kann ich eigentlich schon ganz gut, ich dürste sogar sehr nach Ordnung und einem Plan, aber ich habe Schwierigkeiten mich daran zu halten.  In meinem Kopf ist ein Knäuel von Dingen, die ich machen will. Verschiedenste Dinge. Blog-Posts schreiben, Konzepte entwickeln, meine Homepage einrichten, eine neue Brille bestellen, das Hochzeits-Fotobuch gestalten, ein Buch lesen, Rechnungen schreiben, Serien verfolgen, meinen Arbeitsplatz neu organisieren etc. 

So viele Dinge wollen erledigt werden und am liebsten alle gleichzeitig. Das führt dazu, dass ich alles ein bisschen anfange und es dann, nach der erstbesten Ablenkung, liegen bleibt. Ich habe zwar das Gefühl, ich hätte schon was gemacht, aber kann noch nicht den berühmten und so befriedigenden Haken dahinter machen. Das soll jetzt anders werden. Ich plane jetzt alles. Und ich meine wirklich alles. Ich denke sogar schon darüber nach, mir das Lackieren meiner Fingernägel in den Kalender einzutragen, denn beim Anblick des abgeblätterten Nagellackes drängt sich die Tatsache auf, dass ich das ansonsten nicht gebacken kriege.  

Immer wieder sonntags


Gestern Abend habe ich mich hingesetzt und mir überlegt, was ich in der kommenden Woche alles schaffen möchte. Für jeden Lebensbereich, für jedes Projekt, an dem ich arbeite, auch für die Freizeit, habe ich ein Ziel aufgestellt und anschließend überlegt, welche Schritte und wie viel Zeitaufwand nötig sind, es zu erreichen. Jeden Sonntag werde ich meine Woche auf diese Weise voraus planen, in der Hoffnung, dass ich die Termine mit mir selbst einhalten werde.
Für heute habe ich mir das Schreiben dieses Posts vorgenommen, für den ich zu diesem Zeitpunkt noch minus 80 Minuten Zeit habe. Neben dem Blog stehen noch zwei weitere Punkte auf dem Plan. Das sieht stark nach Überstunden aus. Selbst Schuld. Aber habe ja schließlich gerade erst angefangen bei mir zu arbeiten. Ich übe noch.

Möglicherweise muss ich, besonders für den Anfang, größere Zeitfenster einplanen oder mich einfach beim nächsten Mal nicht durch YouTube-Videos und Wäsche aufhängen ablenken lassen. Oder ich führe das Planen ad absurdum und takte auch dafür genaue Zeitfenster ein. 10 Minuten Wäsche aufhängen, anschließend 1 Stunde konzentriert Schreiben, dann ist Zeit für ein YouTube Video mit parallelem Nägel lackieren. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das eventuell tatsächlich einen Testlauf wert. 

Diese Zeitbegrenzungen sind, wie ich jetzt bereits merke, essentiell. Wenn ich mich erstmal eingearbeitet habe und das Ganze plötzlich großen Spaß macht, könnte ich stundenlang weiter frickeln, neue Formulierungen finden, hier und da was verbessen und nochmal und nochmal und nochmal Korrektur lesen. Mit der zeitlichen Beschränkung, die man Sonntagabend festlegt, kreiert man Tage zuvor die Chefin, die leicht angenervt auf die Uhr schielt und dir ein „Jetzt musst du aber langsam mal fertig werden“ ins Ohr raunt. 

Meine Chefin hat gesagt…


Zumindest habe ich hiermit mein längerfristiges Vorhaben gestartet, jeden Montag einen neuen Post zu veröffentlichen. Schon beim Schreiben dieser letzten Zeile bin ich mir nicht mehr sicher, ob es so klug war, dieses Vorhaben öffentlich kundzutun. Weil meine Chefin das aber so will, lass ich es mal so stehen – sie sagt, so sei der Druck größer wirklich regelmäßig was zu schreiben. Mal sehen, ob sie damit Recht behält.  





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