Do something - oder: Mein Leben mit einem Esel



Jetzt mache ich seit fünf Wochen eine Weiterbildung zur Autorin und schreibe nicht. Was fällt mir eigentlich ein? Eigentlich ja recht viel. Da schwirrt schon einiges im Kopf herum, nur Aufschreiben war in den letzten Wochen irgendwie nicht drin. Zu viel Ablenkung. Zu viel Selbstbemängelung. Zu wenig Zeit. Zu wenig Schlaf.

Mein heutiges Seminar hat mich zum Nachdenken und mein Tintenfass zum Überlaufen gebracht, sodass ich hier jetzt einfach mal herumkleckse. Wozu hab ich denn diese Plattform namens Blog? Eigentlich sollte das neue Jahr ja ganz anders anfangen. Voller Tatendrang und Motivation galoppierte ich auf einem kraftvollen Hengst in Richtung 2015 mit einer Lanze in der einen und einem Schild in der anderen Hand, gewappnet für alles, was da kommen sollte. Doch jäh verwandelte sich der Hengst in einen Esel, der sich von Passanten ablenken und mit Möhrchen füttern lässt, mit mir oben drauf, ohne Handhabe oder Idee, das faule Langohr wieder in den energiegeladenen Vollblüter zu verwandeln. Dabei sollte 2015 doch das beste Jahr meines bisherigen Lebens werden, wie ich noch so bescheiden am Silvesterabend verkündete.

In letzter Zeit suchte ich des Öfteren das Gespräch mit mir selbst und erklärte meiner inneren Stimme, die schon echt pissig war, warum mein Blog zeitweilig brach liegt. Ich fand, meines Erachtens, auch ein ganz gutes Argument, um das plötzliche Auftauchen des Esels zu erklären: Ich war dolle, dolle krank. Am siebten Tag des Jahres 2015 bekam ich Husten und furchtbare Gliederschmerzen und ernährte mich fortan nur noch von Dosenobst und Grießbrei. Wenn ich krank bin beschränkt sich mein Appetit automatisch nur noch auf Nahrungsmittel, die sich gefahrlos zwischen zwei Hustern runterschlucken lassen. Der einmalige Versuch Müsli zu essen bestätigte meine Theorie.

21 Tage rumliegen und husten, das hört sich nach viel Zeit zum Schreiben an. Hatte ich auch gehofft, aber mein Wohlbefinden reichte nicht mal dafür aus, über längere Zeit geradeaus auf den Fernseher zu starren und endlich mal mit der Abarbeitung meiner stetig wachsenden Watchlist diverser hochgelobter Serien zu beginnen, um schließlich zu verstehen, wieso Walter White plötzlich Heisenberg heißt und warum es bei "Game of Thrones" immer schneit. Ich habe also hauptsächlich rumgelegen und mich erfolglos gesund geschlafen. Als Fazit dieser verschwendeten Lebenszeit, verkaufe ich wohl demnächst das Konzept der „Bronchitis-Diät – verliere 5kg in 3 Wochen“ an die Brigitte und bin der schmerzhaften Erkenntnis reicher, dass man sich dank starken Hustens durchaus die Rippen prellen kann.

Am richtigen Leben nahm ich erst wieder Teil, als Anfang Februar meine Weiterbildung begann. Nach 21 Tagen in der Waagerechten, bin ich seitdem wieder von 9-19 Uhr aus dem Haus. Und trotzdem sind das alles keine Ausreden, warum ich nichts geschrieben habe, denn das ist es ja, was ich machen will. Daran hat sich nichts geändert. Die Ideen kommen ja noch. Manchmal. Aber in unpassenden Momenten. Abends im Bett, müde und schläfrig, schreib ich in Gedanken die besten Sätze, die mir je eingefallen sind und versuche sie noch liegend und im Licht des Handydisplays auf den Block zu schreiben, der neben mir liegt, um auf ihm am nächsten Morgen die übereinander geschichteten Satzgebilde zu identifizieren, die irgendwie nicht mehr ganz so gut klingen, wie im nächtlichen Kreativhoch.

Während ich das hier schrieb, habe ich zwischendurch circa 26 Minuten auf Facebook und 12 Minuten mit Candy Crush verbracht (und das ist eine absolute Untertreibung). Dass ich mittlerweile in Level 635 bin, lasse ich auch mal so im Raum stehen.

Ob ich mit dieser und den 57 Zeilen darüber die Zügel meines Esels wieder in die Hand genommen habe, bleibt abzuwarten. Ich weiß nur eines und zitiere damit meinen heutigen Dozenten Christian Eisert: „Schreiben nervt, aber geschrieben haben ist toll.“


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